Mozart

 

 

Eine wenig bekannte Facette in der Musikerpersönlichkeit Mozarts, die auch nicht recht zum gängigen Bild eines genuin intuitiv schaffenden Komponisten passt, ist sein Interesse für die Musiktheorie, speziell für die Generalbasslehre bzw. die damals entstehende „Harmonielehre“. Mozart hat Schüler in Generalbass und Komposition unterrichtet. Die Aufzeichnungen der Schüler Barbara Ployer, Franz Jakob Freystädtler und Thomas Attwood sind überliefert. Sie zeigen, dass er mit der zeitgenössischen Theorie und ihrer Literatur vertraut war und dass er die Inhalte engagiert und methodisch geschickt vermittelt hat. Aus meiner Beschäftigung mit Mozarts Lehre entstanden vier Veröffentlichungen.

1.] Die Studie „Sind die Ployer-Studien unvollständig?“ [in: Mozart-Jahrbuch 2003/04, S. 43-50, Salzburg 2005] versucht Licht in den Verlauf der Unterweisungen seiner Schülerin Ployer zu bringen und Mozarts Methode darzulegen. Sie setzt sich mit früheren Auslegungen von Mozarts Methode kritisch auseinander

2.] Ein umfassender Versuch, Mozarts theoretisches Wissen zu ergründen und seine Lehre vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Lehre darzustellen, ist die Monographie: Mozart als Theoretiker der Harmonielehre (mit Abdruck der Generalbasslehren von Albrechtsberger und „Mozart“) [Folkwang Studien, hrsg. von Stefan Orgass und Horst Weber, Bd. 3) Hildesheim, Zürich, New York 2006 (310 Seiten, 49,80 €)]
Inhalt:

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I. Mozarts Kenntnisse der zeitgenössischen Musiktheorie (9)

  1. Biographische und pädagogische Dokumente (11):
    Einfluss Leopold Mozarts und anderer Zeitgenossen – Mozart als Lehrer der Musiktheorie – Die Mozart zugeschriebene Kurzgefaßte Generalbaß-Schule
  2. Musiktheoretische Literatur (22):
    A.] Lehrbücher aus dem Umkreis Mozarts – B.] Wiener Generalbass- und Harmonielehren zwischen 1791 und 1817 (28)Exkurs: Ist Albrechtsberger nicht der Autor der Kurzgefassten Methode den Generalbass zu erlernen? – Eine Entgegnung auf Joel Lesters These (33)

II. Mozarts Unterricht in musikalischer Elementarlehre sowie Harmonie- und Satzlehre (37)

  1. Theorietraditionen und didaktische Ziele (37)
  2. Musikalische Elementarlehre (53):
    Tonarten und Tonnamen – Intervalle – Akkordlehre – Mozarts Unterricht und die Kurzgefaßte Generalbaß-Schule im Vergleich
  3. Harmonie- und Satzlehre (71):
    Der konsonante Satz mit perfekten Akkorden – Imperfekte Akkorde (Sextakkorde) – Quarte und Quartsextakkord – Septakkorde und andere dissonante Intervalle – Die Satzlehre in Mozarts Unterricht und in der Kurzgefaßten Generalbaß-Schule im Vergleich

III. Die Kurzgefaßte Generalbaß-Schule von W. A. Mozart (125)

  1. Wurzeln der Generalbasslehre Mozarts in der Wiener Tradition (125)
  2. Mozarts und Albrechtsbergers Generalbasslehre im Vergleich (136)
    Intervall und Akkord – Zusammenklangs- und Satzlehre – Ergänzungen zur Satzlehre und Generalbasspraxis – Die Lehre von den »sechs gefährlichen Gängen«. Der generalbasspraktische Teil von Albrechtsbergers Lehre – Zusammenfassung
  3. Mozarts Generalbasslehre im Kontext Wiener Drucke nach 1800 (163)
  4. Zur Echtheitsfrage (171):
    Die Diskussion im Mozart-Schrifttum – Kriterien für und wider Mozart als Verfasser der GeneralbasslehreSchluss: Genie und Theorie (187)Anhang: Kurzgefaßte Generalbaß-Schule von W. A. Mozart (1817) und Kurzgefasste Methode den Generalbass zu erlernen von Albrechtsberger (1791) in Gegenüberstellung.

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3.] Die Studie „’Vorläufiges‘ und ‚Logisches‘ – zu den Langsamen Einleitungen Mozarts“ [in: Festschrift Horst Weber, Essen 2009, S. 35-51] versucht einen Blick in die Werkstatt Mozarts zu werfen und sein musikalisches Denken zu ergründen. Durch vergleichende Analyse von Langsamen Einleitungen Mozarts wird gezeigt, welche Konstanten in seinem Denken verwurzelt waren und wie er das Material zunehmend zu komplexeren Strukturen geformt hat.

4.] Die Studie „Mozart als Meister der Harmonik. Zum Wendepunkt 1784“ [in: Mozart-Studien 20, hrsg. v. Manfred Hermann Schmid, Stuttgart 2011, S. 11-35] versucht zu zeigen, mit welchem Ehrgeiz Mozart an seinem Ziel arbeitete, durch Weiterentwicklung der Mittel der Harmonik sich als Komponist zu „profilieren“. Die exponierte Harmonik Mozarts, die ein Wesensmerkmal der Kunst in seinem Spätwerk ist, stieß bei seinen Zeitgenossen zum Teil auf Unverständnis bzw. wurde als besonderes Merkmal seiner Kunst erkannt.