Über Jägermeier

Otto Jägermeier (1870-1933) ist bekannt als Komponist Symphonischer Dichtungen mit exotischen Titeln. Über sein Leben und Werk informiert zuverlässig der Wikipedia-Artikel zu Otto Jägermeier, auf den hier verwiesen sei. Das von uns vorgelegte Werk Mein Wohltemperiertes fehlt allerdings in der dortigen Werkaufzählung, da meine Forschungen dem Autor noch nicht bekannt gewesen waren. Denn die noch vorhandenen Kompositionen Jägermeiers scheinen erst allmählich wieder ans Licht zu kommen. (Leider ist durch den Einsturz des Kölner Historischen Archivs 2009 einiges verloren gegangen.)

Man kann sich meine Überraschung vorstellen, als ich im Jahr 1997 in einem alten Notenschrank der Martinikirche in Münster/Westfalen zwischen älteren Klavier- und Orgelnoten die vorliegende Sammlung von Fugen entdeckte. Das Manuskript lag in einer Karton-Mappe, die außen die Aufschrift „Mein Wohltemperiertes / Otto Jägermeier / Leipz. 1897“ trägt.

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Skizzenblatt Jägermeiers zur Tripelfuge H-Dur aus „Mein Wohltemperiertes“

Die Fugen sind teils in Reinschrift, teils eher flüchtig mit Bleistift in einem mit Spiralfeder gebundenen Notenheft niedergeschrieben. Die Quelle enthält sie in der Reihenfolge ihrer Entstehung und nicht in der endgültigen Reihenfolge, teilweise auch in anderen Tonarten. Die Zusammenstellung zum „Zyklus durch alle Tonarten“ erfolgte erst im Jahre 1896, und zwar auf den letzten Seiten des Heftes. (Dort finden sich übrigens auch vereinzelte Skizzen zur Symphonischen Dichtung „Psychosen“ von 1900). Die Ausführungen an dieser Stelle können und wollen nicht der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Jägermeiers vorgreifen – ein langjähriges Desiderat der Musikforschung.